Scrum
Heute behauptet fast jedes Unternehmen über sich, agil zu arbeiten. Und ziemlich schnell zieht dann jemand eine Handvoll Fantasiebegriffe aus der Buzzword-Lostrommel. Immer vorne mit dabei: Scrum. Wo kommt der Hype her – und solltest du mit aufspringen?
Was ist Scrum?
Was haben eine volle U-Bahn,ein Metal-Festival und ein gepflegtes Rugby-Spiel gemeinsam? Gedränge! Oder auf Englisch: Scrum. Den Begriff haben sich die Erfinder tatsächlich beim Rugby ausgeliehen: Als Scrum wird dabei eine taktische Spielformation bezeichnet, bei der sich die Spieler dicht gedrängt zusammendrängen. Dieses Gefühl des Team-Spirits und der Aufsatz von Ikujiro Nonaka und Hirotaka Takeuchi mit dem Titel “The New New Product Development Game” inspirierte Jeff Sutherland und Ken Schwaber, sodass sie Scrum entwickelten.
Und was stand drin? Sutherland und Schwaber erfanden ein agiles Modell für das Projekt- und Produktmanagement, Scrum eben. Dieses Modell der agilen Zusammenarbeit haben sie eigentlich für die Software-Entwicklung geschaffen. Heute nutzen aber auch Teams aus anderen Branchen und Bereich diese Methode, um das Lean Development umzusetzen.
Lean Development? Was ist denn jetzt schon wieder?
Lean Development ist eine Methode, um Entwicklungszeiten und Ressourcen zu verbessern, Verschwendung zu reduzieren und tatsächlich nur das umzusetzen, was ein Produkt oder eine Dienstleistung wirklich braucht. Das finden wir schön minimalistisch – und Minimalismus mögen wir bei Grubengold. Meist führt dieser Ansatz zu einem Minimum Viable Product (MVP), also einer simplen Version des späteren Produkts, das die ersten Produkttester:innen dann schon mal bewerten können. Frei nach dem Motto: Fertig werden!
Aber nochmal zurück: Wie geht das jetzt mit Scrum?
Also: Teams nutzen Scrum als Methode, um gemeinsam zu arbeiten. Gerade in Teams, die sich aus Menschen mit ganz unterschiedlichen Rollen und Aufgaben zusammensetzen, kann das sinnvoll sein. Wenn beispielsweise ein:e Grafikdesigner:in, ein:e Softwareentwickler:in und ein:e Marketing-Manager:in zusammen eine neue App entwickeln wollen, müssen sie sich dabei ja irgendwie koordinieren. Scrum hilft ihnen dabei, den Überblick darüber zu behalten, wer was wann macht.
Wie sieht ein Scrum-Team aus?
Ein Scrum-Team setzt sich meist aus Menschen zusammen, die alle eine ganz unterschiedliche Aufgabe haben. In Scrum bekommen sie dafür Rollen zugewiesen:
- Scrum Master: Der Scrum Master sorgt dafür, dass sich alle wohlfühlen und ohne Hindernisse arbeiten können. Außerdem moderiert und organisiert er die Termine und behält den Überblick, zum Beispiel mit einem Kanban-Board.
- Product Owner: Der Product Owner trägt die Verantwortung für ein bestimmtes Produkt oder Projekt und ordnet die Arbeit an diesem komplexen Problem im Product Backlog.
- Stakeholder: Nein, das ist keine Halterung für halbrohes Fleisch. Ein Stakeholder ist jemand, der maßgeblich am Erfolg des Produkts interessiert ist und Feedback gibt, also vielleicht eine Testkundin oder ein Auftraggeber, auch Investoren sind oft in der Funktion des Stakeholders zu finden.
- Dev-Team: Das Scrum Team besteht aus Personen unterschiedlicher Disziplinen. In sogenannten Sprints erarbeitet das Scrum-Team Teilabschnitte des Projekts, die später direkt ins bereits bestehende Produkt eingebaut werden können. Meist dauert ein Sprint zwei Wochen, aber zwischen einer Woche und vier Wochen ist alles möglich. Wichtig ist, dass der Zeitraum kurz genug ist, dass auch die Vorplanung kurz und knackig bleiben kann – und ihr schnell zu produktiv Ergebnisse kommt.
Ok, aber wie läuft das Ganze ab? Gibt es Scrum-Events?
Ja, na klar. Wie Du an der Frage erkennst, gibt es sogenannte Scrum-Events, die dem Scrum-Prozess Struktur geben:
- Sprint Planning: In der Sprint-Planung wird, Überraschung, der nächste Sprint geplant. Das Scrum Team setzt sich mit dem Product Owner und dem Scrum Master zusammen und überlegt, was realistischerweise vom Team innerhalb des nächsten Sprints gestemmt werden kann und verteilt die Aufgaben an die einzelnen Teammitglieder. Das Sprint Planning markiert den Start eures nächsten Sprints.
- Daily Stand-up: Damit alle wach werden, holt Euch einen Kaffee. Und damit keiner einschläft, bleibt ihr idealerweise stehen. Deshalb heißt der Spaß ja auch Stand-up. Meist findet das Daily Stand-up statt, wenn alle im Büro eingetrudelt sind. Dann erzählen alle, was sie gestern geschafft haben und was sie heute vorhaben. Dabei geht es aber nicht um Kontrolle, sondern darum, Synergien zu finden oder sich gegebenenfalls gegenseitig zu unterstützen. Der Product Owner kann, muss aber nicht am Daily teilnehmen.
- Sprint Refinement: Zusätzlich zur eigentlichen Sprintplanung gibt es dieses Treffen, um in kleineren Gruppen das Finetuning für den nächsten Sprint vorzunehmen: Dabei holt ihr hoch priorisierte Aufgaben aus dem Product Backlog, eurer Ideen-Vorratskammer. In diesem Meeting überlegt ihr, was ihr aus dem Backlog in den nächsten Sprint bearbeiten möchtet.
- Sprint Review: In der Sprint Review stellt das Team den Stakeholdern vor, was sie im letzten Sprint geschafft haben und welche neuen Projektabschnitte abgeschlossen sind. Danach haben die Stakeholder die Chance, dazu ihre Ideen, Feedback oder Begeisterung zum Besten zu geben. All diese Ideen sammelt der Product Owner im Product Backlog: Und vielleicht lässt sich das bereits im nächsten Sprint umsetzen.
- Sprint Retrospektive: “Neeee, datt war ein schöner Sprint,” würde man bei uns im Ruhrgebiet sagen. Im Sprint Review schaut sich das Team an, wie die letzten zwei Wochen so gelaufen sind. Was war gut, woran könnt ihr noch schrauben und welche Aufgaben ziehen mit euch weiter in den nächsten Sprint? Und was gehört vorerst ins Backlog? In der Retrospektive geht ihr auf die Metaebene. Von da aus schaut ihr, was ihr an eurem Scrum-Prozess gegebenenfalls verbessern könnt und wo es Hindernisse gab. Hier ist auch Platz für zwischenmenschliches und Lob. Auch hier moderiert der allseits beliebte Scrum Master.
- Sprint: Und dann geht alles wieder von vorne los… Denn vor dem Sprint ist nach dem Sprint – und anders herum.
Was mögen Teams an Scrum?
Warum wir Scrum lieben? Weil es mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht. Statt alles im Hauruck-Verfahren oder in einem super langfristig geplanten Gewaltmarsch umzusetzen, versucht Scrum eher die Realität zu strukturieren. Deshalb teilt Scrum ein großes Projekt in viele kleine Teilaufgaben auf. Jedes Team-Mitglied bekommt dabei seine Portion an Aufgaben zugeteilt. Agil ackern dann alle nach und ihre To-dos ab. Und da die Häppchen so klein und mundgerecht sind, kann das Team ganz flexibel auf Veränderungen am Markt, auf Wünsche der Kund:innen oder auf Fehlschläge reagieren – und einfach schnell umplanen.
Weil wir gerne noch ein kleines Stückchen weiterdenken, haben wir bei Grubengold die Idee von Scrum für unsere Abläufe etwas angepasst – und Scrim entwickelt: Klingt ähnlich? Ist es auch. Scrim ist Scrum für Innovationen – mit einem Twist. Wenn Dich das interessiert, schau Dir doch mal an, was sich hinter Scrim verbirgt.
Und jetzt?
Dich hat das Thema gepackt? Dann könnten Dich unsere Buchtipps interessieren:
- Scrum für Dummies von Michael Franken
- Scrum für Manager von Anastasios Psarros, Rob van Lanen, Rini van Solingen