Im heutigen Geschäftsumfeld stehen Unternehmen vor der Herausforderung, Nachhaltigkeit in alle Geschäftsbereiche zu integrieren und so gesetzlichen als auch Kund:innenanforderungen gerecht zu werden. Eine dieser gesetzlichen Rahmenbedingungen bildet beispielsweise das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, welches Transparenz in der Lieferkette fordert. Zulieferer der vom Gesetz betroffenen Unternehmen im B2B-Bereich sehen sich häufig mit Nachhaltigkeits-Anforderungen konfrontiert, deren Erfüllungen notwendig sind, um ihre Kund:innen weiter beliefern zu können.
EcoVadis bietet eine effektive Lösung besonders für produzierende Unternehmen, um ihre Nachhaltigkeitsleistung transparent darzustellen. Aber was genau ist EcoVadis und wie funktioniert es? In diesem Artikel werden wir uns ausführlich mit diesem Thema befassen und die Voraussetzungen, Kosten und Kritikpunkte im Zusammenhang mit EcoVadis beleuchten. Denn wir bei Grubengold haben bereits den gesamten Prozess von EcoVadis durchlaufen – sowohl für uns selbst als auch für unsere Kund:innen – und können von unseren persönlichen Erfahrungen berichten– und bieten gerne unsere Unterstützung bei dem EcoVadis Rating an.
EcoVadis – eine neue Möglichkeit, Nachhaltigkeit darzustellen
Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, ihre Nachhaltigkeitsleistung transparent darzustellen und Kund:innenanforderungen gerecht zu werden. ESG-Ratings, wie sie von EcoVadis durchgeführt werden, gewinnen dabei immer mehr an Bedeutung. Diese Ratings ermöglichen es Unternehmen, ihre Nachhaltigkeit in den Bereichen Umwelt (Environmental), Arbeits- und Menschenrechte (Social), Beschaffung und Ethik (Governance) zu bewerten und zu verbessern.
ESG-Ratings und ihre Bedeutung
ESG-Ratings sind ein wichtiges Instrument, um Unternehmen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsleistung zu bewerten. Dabei geht es nicht nur darum, das Bewusstsein der Endkund:innen für nachhaltige Produkte zu steigern, sondern auch um die Erfüllung von Transparenzanforderungen entlang der gesamten Lieferkette, wie sie im Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz (LKSG) gefordert werden. EcoVadis wird dabei als Lösung eingesetzt, um diese geforderte Transparenz in der Lieferkette zu gewährleisten und nachhaltige Geschäftspraktiken in der Industrie zu fördern. Die von EcoVadis vergebenen Ratings dienen außerdem anderen Unternehmen als Entscheidungshilfe, um zu bestimmen, ob sie Geschäfte mit einem bestimmten Unternehmen tätigen möchten, z.B. im Rahmen von Ausschreibungen.
EcoVadis als Lösung für transparente Nachhaltigkeitsbewertung
Hinter EcoVadis stecken Pierre-François Thaler und Frédéric Trinel, die bereits im Jahr 2007 EcoVadis mit dem klaren Ziel, die transparente Nachhaltigkeitsbewertung von Unternehmen voranzutreiben, in Paris gegründet haben. Bis heute wird EcoVadis von mehr als 95.000 Unternehmen in 200 Branchen und 175 Ländern genutzt.
EcoVadis bietet eine umfassende Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens. Mithilfe einer datengetriebenen Bewertung werden Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Beschaffung und Ethik analysiert.
Das Rating findet Anwendung bei der Bewertung von:
- Scope-3-CO2-Emissionen
- Private Equity
- ESG-gebundenen Krediten
- Supply Chain Finance und Risikomanagement.
Die eingereichten Daten müssen von den Unternehmen mit Dokumenten belegt werden, um die Aussagen zu validieren; so soll beispielsweise Greenwashing erschwert werden.
Ein zentraler Bestandteil des EcoVadis-Systems ist der Score, der die Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens bewertet. Dieser Score basiert auf einem umfangreichen Fragebogen, der 21 Kriterien in den Bereichen Umweltleistungen, Arbeits- und Menschenrechte, Ethik und nachhaltige Beschaffung abdeckt. Der Fragebogen wird an die jeweilige Branche, Unternehmensgröße und das Land angepasst, um eine branchenspezifische Bewertung zu ermöglichen.
Anders als bei anderen Zertifikaten führt EcoVadis ein relatives Rating durch. Das bedeutet, die Scores der bewerteten Unternehmen werden direkt miteinander verglichen. Diese Herangehensweise wirkt als Anreiz für Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsleistungen kontinuierlich zu verbessern, um ihre Medaille zu halten oder auszubauen. Dies fördert einen gesunden Wettbewerb und spornt Unternehmen dazu an, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und somit einen positiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten.
Voraussetzungen und Kriterien für ein EcoVadis-Rating
Bei dem EcoVadis-Rating werden Unternehmen anhand einer datengesteuerten Bewertungsmethode analysiert. Um eine Bewertung zu erhalten, müssen Unternehmen bestimmte Voraussetzungen erfüllen und umfassende Informationen zu ihren Nachhaltigkeitspraktiken bereitstellen.
In diesem Abschnitt werden wir genauer darauf eingehen, welche Kriterien dabei berücksichtigt werden und warum es wichtig ist, über eine gut strukturierte Nachhaltigkeitsstrategie zu verfügen.
Datengesteuerte Bewertung in den Bereichen Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Beschaffung und Ethik
Um eine EcoVadis-Bewertung zu erhalten, müssen Unternehmen bestimmte Voraussetzungen erfüllen – na klar! Eine wesentliche Voraussetzung ist der Zugang zu relevanten und umfassenden Daten zu den Nachhaltigkeitspraktiken und -maßnahmen des Unternehmens. Diese Daten werden in einem umfangreichen Fragebogen erfasst. Dabei werden verschiedene Kriterien in den Bereichen Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Beschaffung und Ethik abgedeckt.
Damit die Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung durch EcoVadis möglichst aussagekräftig wird, ist es wichtig, dass Unternehmen über ausreichende und detaillierte Informationen verfügen: eine gut strukturierte und dokumentierte Nachhaltigkeitsstrategie sowie transparente Praktiken und Maßnahmen sind unerlässlich. Ohne eine angemessene Dokumentation und Transparenz wird die Nachhaltigkeitsleistung nicht umfassend bewertet, was zu einem schlechteren Score und damit zu einem schlechteren Ergebnis führt. Deshalb ist es für Unternehmen wichtig, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen genau zu dokumentieren und offenzulegen, um eine umfassende und aussagekräftige Bewerbung durch EcoVadis zu erhalten.
Kosten und Auszeichnungen der EcoVadis-Bewertung
Wie sieht die Kostenstruktur bei EcoVadis aus? Können sich kleinere Unternehmen diese Bewertung überhaupt leisten? Auf genau diese Punkte gehen wir im folgenden Abschnitt genauer ein. Außerdem erklären wir, was es mit dem EcoVadis Gold-Status auf sich hat. Also aufgepasst – jetzt sprechen wir über die Kosten!
Kosten der EcoVadis-Bewertung
Die EcoVadis-Bewertung ist mit Kosten verbunden, die je nach Unternehmensgröße und gewähltem Abonnement variieren. Die Preise beginnen bei 460 Euro jährlich mit einem Basiszugang und können je nach zusätzlichen Leistungen und Unterstützung mehrere tausend Euro pro Jahr betragen.
Was ist der EcoVadis Gold-Status?
EcoVadis Gold ist eine Auszeichnung, die Unternehmen erhalten können, wenn sie einen hohen Score und eine besonders gute Nachhaltigkeitsleistung aufweisen. Nachdem die Platinum-Auszeichnung (1 % aller Unternehmen) vor Kurzem eingeführt wurde, ist die Gold-Auszeichnung die zweithöchste Auszeichnung innerhalb des EcoVadis-Ratingsystems und zeigt, dass das Unternehmen herausragende Maßnahmen zur Förderung von Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung ergriffen hat. Der Gold-Status signalisiert Kund:innen und Geschäftspartner:innen, dass das Unternehmen überdurchschnittliche Leistungen in Bezug auf Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Handeln erbringt. Es ist ein wichtiges Aushängeschild und bietet Wettbewerbsvorteile auf dem Markt.
Kritikpunkte im Zusammenhang mit EcoVadis
Bei einem so wichtigen Punkt wie der Bewertung der Nachhaltigkeitsleistungen von Unternehmen kommt auch Kritik auf. Doch wie genau sieht die Kritik an EcoVadis aus und was halten wir davon? Genau das erläutern wir im folgenden Abschnitt.
Vertrauen in ESG-Kriterien und Schutz vor Greenwashing
Eine der Hauptkritikpunkte liegt in der Gefahr des Greenwashings, bei dem Unternehmen sich fälschlicherweise als „grün“ oder „nachhaltig“ darstellen, obwohl sie keine substantiellen Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Nachhaltigkeitsleistung ergriffen haben.
Solche Praktiken untergraben die Glaubwürdigkeit der ESG-Bewertungen. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, dass ESG-Ratings, wie die von EcoVadis, Mechanismen implementieren, um solchen Missbrauch zu verhindern.
EcoVadis hat sich dieser Herausforderung gestellt und verschiedene Maßnahmen ergriffen, um das Vertrauen in ihre Bewertungsmethodik zu stärken und Greenwashing entgegenzuwirken. Zum Beispiel verwendet EcoVadis ein umfangreiches Fragebogensystem, das Unternehmen ausfüllen müssen, um umfassende Informationen über ihre Nachhaltigkeitspraktiken und -leistung zu liefern. Durch diese detaillierte Datenerhebung wird versucht, eine umfassende und genaue Bewertung vorzunehmen. Hinzu kommt, dass Unternehmen alle Angaben, die sie in dem Fragebogen angeben, auch mit Dokumenten belegen müssen. Wer also angibt, ein Umweltmanagementsystem zu nutzen, muss dies mit den richtigen Dokumenten beweisen.
Darüber hinaus legt EcoVadis großen Wert auf die Validierung und Überprüfung der bereitgestellten Daten. Sie arbeiten mit einem Team von Nachhaltigkeitsexpert:innen zusammen, die die eingereichten Informationen analysieren und mögliche Anomalien oder Ungenauigkeiten identifizieren.
So grenzt EcoVadis das Nutzen fälschlicher Angaben ein und möchte so verhindern, dass Unternehmen sich “grüner” darstellen, als sie wirklich sind.
Dennoch bleibt die Frage nach der Effektivität solcher Bewertungssysteme und der Möglichkeit, alle Aspekte der Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens umfassend zu erfassen. Es ist eine komplexe Aufgabe, die verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit, wie Umweltleistung, Arbeits- und Menschenrechte, Beschaffung und Ethik, in einer einzigen Bewertung abzubilden. Es gibt immer Raum für Verbesserungen und Weiterentwicklungen in Bezug auf die Methodik und Transparenz der ESG-Bewertungen.
Transparenz und Datengrundlage
Ein weiterer Kritikpunkt, der ESG-Ratings und damit auch EcoVadis betrifft, liegt in der Abhängigkeit von den Informationen, die von den Unternehmen selbst bereitgestellt werden.
Da die Daten auf freiwilliger Basis bereitgestellt werden, besteht die Möglichkeit, dass Unternehmen selektiv oder unvollständig Informationen liefern, was zu Verzerrungen führen kann. Um auch diesem Kritikpunkt entgegenzuwirken, müssen die Unternehmen bei EcoVadis alles mit Beweisdokumenten belegen, die mindestens zwei Monate alt sein müssen. Damit möchte EcoVadis der Kritik, dass Unternehmen sich “grüner” darstellen können, als sie eigentlich sind, entgegenwirken. Dokumente, die speziell für die Bewertung von EcoVadis erstellt wurden, werden nicht berücksichtigt.
Darüber hinaus gibt es noch weitere Kritikpunkte, die das ESG-Rating-System von EcoVadis betreffen. So zum Beispiel die Standort- und Branchenbestimmung. Denn diese ist im Fragebogen relativ unspezifisch, sodass oft Fragen beantwortet werden müssen, die nicht auf das Unternehmen oder die Branche passen. Das kann zu einer verzerrten Bewertung führen.
Auch, dass das EcoVadis Rating-System stark auf produzierende Unternehmen zugeschnitten ist, ist ein weiterer Kritikpunkt. Denn für nicht produzierende Unternehmen ist es schwieriger, einen guten Score zu erzielen. Unternehmen haben nicht immer die Möglichkeit anzugeben, dass bestimmte Themen für sie nicht relevant sind.
Diese Erfahrung haben wir bei Grubengold selbst gemacht
Wir, als Beratungsunternehmen, haben einen geringen Wasserverbrauch – ähnlich wie ein kleiner Haushalt. Dennoch wurden wir bei EcoVadis nach unserem Wasserverbrauch und den Maßnahmen zur Reduktion gefragt.
Zusätzlich führt das Tool von EcoVadis, das nur Multiple-Choice-Fragen ermöglicht, zu Problemen, da es keine Möglichkeit gibt, Unwesentlichkeiten zu erklären. Es werden also Dinge abgefragt, die nicht wesentlich für ein Unternehmen sind (wie unser Wasserverbrauch), ohne die Möglichkeit, dies zu erläutern und somit zu einer fairen Bewertung zu gelangen.
Es gibt also noch Raum für Verbesserungen und Anpassungen in Bezug auf die Fragebögen und die Flexibilität des Bewertungssystems von EcoVadis.
Alternativen zu EcoVadis
Bei einem so wichtigen Thema, was dazu noch so viele Unternehmen betrifft, gibt es natürlich mehrere Unternehmen, die ESG-Ratings durchführen und damit auch mehrere Alternativen zu EcoVadis. Welche das sind? Genau das folgt im nächsten Abschnitt.
Andere Anbieter für die Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen
Neben EcoVadis gibt es weitere Unternehmen und Organisationen sowie Reportingstandards, die alternative Ansätze zur Bewertung der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen bieten. Zu diesen Alternativen zählen unter anderem CDP, MSCI ESG Ratings, Sustainalytics, ISS ESG und GRI. Diese Unternehmen bieten verschiedene Methoden und Datenabfragen, um Unternehmen bei der Messung, Bewertung und Berichterstattung über ihre Nachhaltigkeitspraktiken zu unterstützen.
Jede Alternative hat ihre eigenen Stärken und Schwerpunkte, sodass Unternehmen die Möglichkeit haben, den für sie passenden Anbieter auszuwählen.
Fazit EcoVadis – Wie entscheidest Du?
Trotz der Kritikpunkte ist EcoVadis eine führende Lösung am Markt, um Unternehmen bei der transparenten Darstellung und Verbesserung ihrer Nachhaltigkeitsleistung zu unterstützen. Mit seiner datengetriebenen Bewertung in den Bereichen Umwelt, Arbeits- und Menschenrechte, Beschaffung und Ethik hat EcoVadis einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Nachhaltigkeit in Unternehmen geleistet. Ob EcoVadis auch das Richtige für Dein Unternehmen ist, können wir gerne für Dich prüfen und Dich auf dem Weg zum Rating begleiten.
Unsere Experten
Christina Sopp
Christina ist Senior Beraterin für Nachhaltigkeit und Expertin für Nachhaltigkeitsstrategien, Wesentlichkeitsanalysen, Nachhaltigkeitsberichte und Nachhaltigkeitszertifikate. In ihrer Freizeit liebt sie Ballett und Musicals oder sie schwingt den Kochlöffel – klassische Gerichte von ihrer Oma werden heute natürlich vegetarisch gekocht.
Matthias Hoffmann
Matthias ist geschäftsführender Gründer von Grubengold und unterstützt Konzerne, KMUs und Start-ups bei der nachhaltigen Transformation und Entwicklung von Innovationen. Davor war er 5 Jahre für Innovationen im Vertrieb des Innogy SE Konzerns verantwortlich. Das kreative Denken zwischen Mathe, Psychologie und Betriebswirtschaft begleitet ihn seit dem Studium. Der passionierte Koch und ausgebildete Cocktailmixer ist am liebsten stolzer Vater.