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Donut-Ökonomie (Doughnut Economics) – Was ist das?

Donut-Ökonomie (Doughnut Economics) – Was ist das?

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Bei der Donut-Ökonomie beziehungsweise den Doughnut Economics in der englischen Übersetzung handelt es sich nicht um leckeres Gebäck, sondern um eine nicht weniger wichtige Wirtschaftstheorie. Diese bezieht soziale und planetare Grenzen in die Analyse wirtschaftlichen Handelns mit ein. Es ist damit ein Wirtschaftsmodell, das nichtfinanzielle Faktoren in die Überlegungen einbezieht und eine Balance herstellt zwischen Gesellschaft, Wirtschaft und Ökologie.

Diese Entwicklung gibt es nicht erst seit der Finanzkrise 2008 und dem nachfolgenden finanzwirtschaftlichen und politischen Geschehen. Die Diskussion um eine entsprechende Weiterentwicklung der Wirtschaftstheorie gibt es bereits seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die britische Wirtschaftswissenschaftlerin Kate Raworth nahm diese auf und konzipierte die Theorie der Doughnut Economics.

Das Donut-Modell

Das Wirtschaftsmodell der Donut-Ökonomie denkt Wirtschaft nicht mehr linear, wie es die etablierten Theorien der Wirtschaftslehre tun, sondern begreift ökonomisches Handeln in Kreisläufen und Rückkopplungsschleifen.
In mehreren Kreisen sind die gesellschaftlichen Lebensbedingungen, wirtschaftliches Handeln sowie planetaren Grenzen dargestellt. Im Zentrum steht das gesellschaftliche Fundament. Darum sind die Aspekte angeordnet, die für die Erfüllung menschlicher Grundbedürfnisse sowie ein Leben in Gerechtigkeit notwendig sind. Dazu zählen die Versorgung mit sauberem Trinkwasser, Lebensmitteln und würdigen Wohnverhältnissen genauso wie Geschlechtergerechtigkeit, Gesundheit und Bildung, ein sicheres Einkommen sowie das Recht zu politischer Mitbestimmung. Sie sichern menschliches Wohlergehen.

Um diesen Kreis herum ist die Ebene der Wirtschaft angeordnet. Regenerative- und Kreislaufwirtschaft sind dabei zentral. Die Wirtschaft ist hier nicht selbstdienlich, sondern Mittel zum Zweck. Sie stellt einen sicheren und gerechten Rahmen für menschliches Leben im Rahmen planetarer Ressourcen her. In diesem Verständnis muss ökonomisches Handeln regenerativ angelegt sein und in Wirtschaftskreisläufen stattfinden. Diesen Kreis des Wirtschaftssystems umgibt die Ebene der ökologischen Grenzen (auch planetare Belastungsgrenzen genannt). Das sind zum Beispiel Luft- und Umweltverschmutzung, Artensterben und der Verlust an Biodiversität, die Verschmutzung der Ozeane und die Klimakrise als solche.

Der Nutzen des Einzelnen und das Gemeinwohl vieler: Homo Oeconomicus vs. Donut-Ökonomie 

Die Donut-Ökonomie ist ein volkswirtschaftliches Modell, das wirtschaftliches Entscheiden und Handeln langfristig denkt. Das macht es unausweichlich, die Grenzen wirtschaftlichen Wachstums genauso mit einzubeziehen, wie soziale Ungleichheit und soziale Gerechtigkeit sowie die langfristige Entwicklung der Ökosysteme und Umweltaspekte.

Es wird ein Menschenbild deutlich, das über das des Homo Oeconomicus hinausgeht. Das Menschenbild des Homo Oeconomicus ist geprägt von dem Verständnis des Menschen als Nutzenmaximierer. Der Homo Oeconomicus entscheidet rational im Sinne der Vergrößerung des persönlichen Wohlstandes, ohne dabei das Wohlergehen anderer oder Umweltschäden mit in sein Entscheiden und Handeln einzubeziehen.

Das Konzept der Doughnut Economics hingegen hat andere Annahmen. Es berücksichtigt das Gemeinwohl der Menschheit genauso wie planetares Gleichgewicht und den Erhalt menschlicher Lebensgrundlagen. Im menschlichen Handeln spielt das eine Rolle. In diesem Sinne kann Isolationismus, der den Reichtum Weniger schützt und vergrößert, nicht das Ziel des:der Einzelnen und auch nicht der Finanzwirtschaft sein. In diesem Verständnis ist es ein Vorhaben, Verteilungsgerechtigkeit für alle herzustellen.

Wirtschaftswachstum darf nur im Rahmen ökologischer Ressourcen und mit dem Ziel sozialer Gerechtigkeit stattfinden.

Nach diesem Ansatz ist Geld ein Werkzeug, um ein lebenswertes Leben für alle zu ermöglichen. Gleichheit, Gerechtigkeit, Frieden und ökologische Nachhaltigkeit sind wichtige Wertvorstellungen. Diese Aspekte wurden in anderen Denkansätzen der Wirtschaftsgeschichte nicht mitgedacht. Das Wirtschaftsmodell der Donut-Ökonomie gleicht diese Defizite aus. 

Doughnut Economics in der Umsetzung 

Doch wie wird die Theorie diesen Ansprüchen gerecht? Ein wichtiger Schritt ist die Abkehr von klassischen Kennzahlen wie beispielsweise dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) oder Wachstumsquoten. Die Autorin Raworth verwendet in dem Wirtschaftskonzept vielmehr solche Kennzahlen, die gesellschaftliche sowie Umweltaspekte mit einbeziehen (beispielsweise soziodemografische Daten, Daten zur Bevölkerungsentwicklung, der Ressourcenverteilung in einer Gesellschaft).
Diese Kennzahlen stellen das Handeln der Akteur:innen, die ökonomische und gesellschaftliche Entwicklung ganzheitlicher dar und verdeutlichen den Stellenwert der Volkswirtschaftslehre als Sozialwissenschaft.

Die Doughnut Economics begreift die Wirtschaft also ganzheitlich. In dem Konzept werden Ökonomie, Ökologie, Gesellschaft, Staat und Politik miteinander in Relation gesetzt. Unternehmen und Arbeitskraft sind genauso wichtig wie soziale Akteur:innen und die Klimakrise. Wenn alles und alle miteinander in Verbindung stehen, sich gegenseitig bedingen und verantwortlich sind für das Wohlergehen der Menschheit und des Planeten, dann müssen in der Konsequenz alle gemeinsam an den Herausforderungen und Krisen der Gegenwart arbeiten. Solange auch nur einige wenige Teilnehmer:innen dieses Welttheaters im Sinne des Homo Oeconomicus handeln, wird die Umsetzung also schwierig. 

Die ehemalige Stadträtin der Stadt Amsterdam Marieke Doorninck hat das Konzept der Donut-Ökonomie aktiv in die eigene sowie die politische Arbeit der Stadt Amsterdam eingebracht. Ihre Berufsbiografie als Beigeordnete für Nachhaltigkeit und Stadtentwicklung, Politikerin der Grün-Linken Partei mit besonderem Engagement im feministischen Netzwerk der Partei ist ein gutes Beispiel für den Facettenreichtum der Handlungsfelder im Sinne eines solch umfassenden Wirtschaftsverständnisses. Von konkreten Fragen wie der Versorgung aller Haushalte mit erneuerbaren Energien und nachhaltiger Abfallentsorgung bis hin zu der allgemeinen sozial-ökologisch gerechten Entwicklung von Stadt und Kommune zu Diversität und Gerechtigkeit sowie Methoden der Bürger:innenbeteiligung. 

Ein Forschungsinstitut auf deutschem Boden, das die Gedanken aufnimmt und zu einer sozial-ökologischen Transformation forscht, ist das deutsche Institut für Urbanistik (difu) in Berlin.  

Leseempfehlung 

Abschließend wollen wir euch natürlich das Wirtschaftsbuch selbst empfehlen. 

Die Facts: 

  • Autorin: Kate Raworth
  • Titel: Die Donut-Ökonomie – Endlich ein Wirtschaftsmodell, das den Planeten nicht zerstört.
  • Übersetzung ins Deutsche: Hans Freundl und Sigrid Schmid 
  • Verlag der deutschen Übersetzung: Carl Hanser München 
  • 416 Seiten kosten 24,00€ in der Hardcoverversion 

Quellen 

https://www.kateraworth.com/doughnut/, letzter Aufruf: 11.10.2022. 

https://amsterdam.groenlinks.nl/onze-mensen/marieke-van-doorninck, letzter Aufruf: 12.10.2022.

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