In einer Zeit, in der Unternehmen zunehmend für ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen zur Rechenschaft gezogen werden, ist die B Corp-Zertifizierung zu einem bedeutenden Siegel geworden. Es zeichnet Unternehmen aus, die sich in besonderem Maße für das Gemeinwohl und die Umwelt einsetzen. Ursprünglich in den USA etabliert, gewinnt B Corp aber auch immer mehr in Europa an Bedeutung.
Aber was genau steckt hinter dieser Zertifizierung? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein? Welche Kosten sind damit verbunden? Welche Kritik gibt es an der Zertifizierung? In diesem Artikel beleuchten wir all diese Aspekte, um Euch einen umfassenden Überblick über die B Corp-Zertifizierung zu geben und Euch damit Eure Entscheidung für die richtige Zertifizierung für Euer Unternehmen zu erleichtern.
Was ist B Corp?
B Corp ist eine internationale Zertifizierung, mit der die NGO “B Lab” Unternehmen für ihr soziales und ökologisches Engagement auszeichnet. Ursprünglich aus den USA kommend, gewinnt B Corp mittlerweile auch in Europa an Bedeutung.
Das B steht dabei für Benefit for all (deutsch: Gewinn für alle) und Corp für Corporation (deutsch: Unternehmen).
Die Zertifizierung gilt als eine der umfassendsten im Bereich der Nachhaltigkeit. Sie nimmt alles und jeden im Unternehmen unter die Lupe – von Kund:innen und Mitarbeitenden bis hin zum Umgang mit der Natur – und bewertet, wie verantwortungsvoll sich Firmen in diesen Bereichen verhalten.
Mit dem B Corporation-Siegel kann Euer Unternehmen zeigen, dass Ihr Euch über das reine Profitstreben hinaus für das Gemeinwohl und die Umwelt einsetzt.
Wie wird man B Corp? – Voraussetzungen & Kriterien
Du fragst Dich, was Euer Unternehmen machen muss, um die B Corp-Zertifizierung zu erhalten? Wir erklären es Dir!
Um das B Corp-Siegel zu erhalten, muss Euer Unternehmen in verschiedenen Dimensionen punkten und insgesamt mindestens 80 Punkte (von maximal 200 möglichen) erreichen. Dazu ist eine genaue Betrachtung Eures Unternehmens und Eurer Produkte erforderlich, wobei alle Angaben belegt werden müssen, die dann vom B Lab geprüft werden. Im Gegensatz zu anderen Zertifizierungen, wie bei ISO, gibt es bei dem Zertifizierungsprozess von B Corp keine Vor-Ort-Besuche.
Euer Unternehmen muss für die Zertifizierung ein Impact Assessment durchführen, das einen Fragenkatalog umfasst, den Du online einsehen kannst. Die Antworten werden im Multiple-Choice-Format angegeben und später durch eine Dokumentenanalyse geprüft.
Die B Corp-Zertifizierung kann interne Veränderungen anstoßen und zu Transformationsprojekten führen, die Euer Unternehmen nachhaltiger und sozialer machen – es geht hier also über die reine Außendarstellung hinaus. Im Gegensatz zu anderen Zertifizierungen ist B Corp keine reine Aufnahme der Ist-Situation, sondern bietet die Werkzeuge, um ein Unternehmen zu transformieren. Als wir beispielsweise bei Grubengold den Zertifizierungsprozess durchlaufen haben, wurden wir durch den Fragenkatalog auf die Möglichkeit aufmerksam, Mitarbeitende in Notsituation monetär zu unterstützen. Das fanden wir so gut, dass wir es direkt mit aufgenommen haben!
Die B Corp-Zertifizierung kann für Start-Ups, aber auch für internationale Konzerne genutzt werden. Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass einige Branchen von der Zertifizierung nach B Corp ausgeschlossen sind – dazu zählen Kohlebergwerke, Tabak, Schusswaffen und Pornografie. Außerdem sind Beratungsunternehmen ausgeschlossen, die diese Branchen unterstützen.
B Corp: Wie läuft der Zertifizierungsprozess ab?
Der Zertifizierungsprozess nach B Corp ist ein umfassender und mehrstufiger Vorgang, der darauf abzielt. Euer Unternehmen auf die sozialen und ökologischen Leistungen sowie auf Transparenz und Verantwortung zu überprüfen.
Die wichtigsten Schritte sind:
- Anmeldung und Vorbereitung
- Ausfüllen des B Impact Assessment
- Einreichen des B Impact Assessment
- Evaluierung
- Verifizierung
- Abschluss der Zertifizierung
- Veröffentlichung und Transparenz
- Aufrechterhaltung und Rezertifizierung
Der Prozess ist sehr anspruchsvoll – aber wir helfen Dir gerne dabei! Wenn Du also mehr über den Prozess erfahren möchtest, kontaktiere uns gerne!
B Corp: Kosten für die Zertifizierung im Überblick
Die Kosten für eine B Corp-Zertifizierung variieren und orientieren sich in der Regel am Jahresumsatz Eures Unternehmens. Die Gebühr liegt in Deutschland zwischen 1.000 EUR bis 50.000 EUR. Dazu kommen noch:
- Einreichungsgebühr: Die Einreichungsgebühr für die B Corp-Zertifizierung beträgt in der Regel 250 Euro. Diese Gebühr ist erforderlich, um den Zertifizierungsprozess einzuleiten und die Unterlagen bei B Corp einzureichen.
- Beratungskosten: Gegebenenfalls können zusätzlich auch Beratungskosten auf Dein Unternehmen zukommen. Die Kosten können je nach Umfang der erforderlichen Anpassungen und Vorbereitungen für die Zertifizierung variieren. Beratungsdienste können Eurem Unternehmen bei der Analyse und Verbesserung Eurer Prozesse unterstützen, um die Anforderungen der B Corp-Zertifizierung zu erfüllen.
Welche Bedeutung hat die B Corp-Zertifizierung im ESG-Kontext?
Die B Corp-Zertifizierung deckt alle Facetten von ESG im Rahmen der Zertifizierung ab.
Das B Impact Assessment stellt ein strukturiertes Framework bereit, das die Aspekte Umwelt, Soziales und Governance integriert. Diese Zertifizierung dient als vertrauenswürdiges Mittel zur Verifikation und Darstellung des Engagements Eures Unternehmens für Nachhaltigkeit.
Indem sie langfristige Interessen und Vergleichbarkeit betont, fördert die B Corp-Zertifizierung positiven Wettbewerb und erhöht das Bewusstsein für ESG-Kriterien, was zu einer nachhaltigeren Wirtschaft beiträgt.
B Corporations: Welche Firmen sind B Corp?
B Corporations bilden einen exklusiven Kreis von Unternehmen, die sich durch ihr außergewöhnlich hohes Engagement für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung auszeichnen. Unternehmen, die nach B Corp zertifiziert sind, haben sich dazu verpflichtet, nicht nur Profit zu erzielen, sondern auch einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt zu nehmen.
In Deutschland ist die Zahl der B Corp zertifizierten Unternehmen noch relativ gering, aber immer mehr Unternehmen lassen sich danach zertifizieren – besonders international. Denn immer mehr Unternehmen fühlen sich dazu verpflichtet, nachhaltige Geschäftspraktiken zu implementieren und transparent über die eigenen sozialen und ökologischen Auswirkungen zu berichten.
Zu den renommierten Unternehmen, die bereits das B Corp-Siegel tragen, gehören Marken wie Patagonia, Ben & Jerry’s, Weleda und natürlich Grubengold.
Diese Unternehmen haben sich also nicht nur durch ihre Produkte und Dienstleistungen einen Namen gemacht, sondern auch durch ihr Engagement im Bereich Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und ethische Geschäftspraktiken.
Stöbere gerne einmal durch die B Corp-Datenbank und schau Dir an, welche Unternehmen bereits zertifiziert sind.
Wenn sich Euer Unternehmen dazu entscheidet, sich nach B Corp zertifizieren zu lassen, ist das gleichzeitig ein klares Bekenntnis zu nachhaltigem Wirtschaften und sozialer Verantwortung. Es zeigt, dass Ihr bereit seid, über die rein finanziellen Kennzahlen hinauszugehen und Euch für eine bessere Welt einzusetzen.
Kritik am B Corp-Zertifikat
Obwohl das B Corp-Zertifikat für viele Unternehmen eine große Hilfe ist, ist es nicht ganz frei von Kritik. Während einige Unternehmen argumentieren, dass die Anforderungen für die Zertifizierung zu detailliert und anspruchsvoll sind, scheinen sie aber für andere Unternehmen wiederum nicht ambitioniert genug zu sein.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Kosten der Zertifizierung, die sowohl mit dem Erhalt als auch mit der Aufrechterhaltung verbunden sind. Denn der Prozess erfordert jede Menge Ressourcen von Eurem Unternehmen – insbesondere in Bezug auf Zeit und Engagement der Mitarbeitenden. Dies kann vor allem für kleinere Unternehmen mit begrenzten Ressourcen eine ziemliche Belastung sein.
Auch der Fragebogen, der im Rahmen des Zertifizierungsprozesses verwendet wird, wird kritisiert. Obwohl der Fragebogen branchen- und standortunabhängig ist, was zu einer gewissen Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Unternehmen beiträgt, gibt es Kritik in Hinsicht auf die Relevanz einiger Fragen für Unternehmen, die z.B. in Deutschland sitzen. Denn viele der gestellten Fragen sind bereits durch das deutsche Gesetz geklärt – besonders Fragen zu Arbeitszeiten, Vergütung und Elternzeit.
Trotz der Kritikpunkte ist die B Corp-Zertifizierung eine wichtige Initiative, die Euer Unternehmen dazu ermutigen kann, die Verantwortung für die Gesellschaft und Umwelt ernst zu nehmen und positive Veränderungen zu bewirken.
Welche Alternativen gibt es zur B Corp-Zertifizierung?
Es gibt keine direkte Alternative zur B Corp-Zertifizierung, wenn es um die Bewertung von Unternehmen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsleistungen und sozialen Verantwortung geht, da keine andere Zertifizierung alle Aspekte der B Corp-Zertifizierung vollständig abdeckt.
Es gibt jedoch andere Zertifizierungen und Initiativen, die Euer Unternehmen dabei unterstützen können, Eure Bemühungen in den Bereichen zu belegen und zu verbessern.
Eine bekannte Alternative ist die Gemeinwohl-Bilanz, die Eurem Unternehmen dabei hilft, Eure sozialen und ökologischen Leistungen zu messen und zu verbessern. Dabei werden Aspekte wie Umweltschutz und faire Lieferketten berücksichtigt.
Eine weitere Möglichkeit, die Nachhaltigkeitsleistungen zu benennen und zu verbessern, ist die Zertifizierung als Climate Neutral oder Climate Partner. Hierbei misst Euer Unternehmen die eigenen CO₂-Emissionen und es wird versucht, diese zu reduzieren und kompensieren, um so klimaneutral zu werden.
Die Cradle to Cradle-Zertifizierung hingegen konzentriert sich auf die Nachhaltigkeit von Euren Produkten über den gesamten Lebenszyklus hinweg – von der Produktion bis zur Entsorgung und es fördert das Konzept der Kreislaufwirtschaft.
Initiativen wie 1 %for the Planet ermutigen Unternehmen dazu, einen Teil (nämlich 1 %) von Eurem Umsatz für Umweltprojekte zu spenden, um so den Planeten zu schützen.
Außerdem gibt es noch das EU Ecolabel. Das ist eine Zertifizierung für Produkte und Dienstleistungen, die strenge Umwelt- und Qualitätsstandards erfüllen und damit den Kund:innen und Verbraucher:innen eine umweltfreundliche Kaufentscheidung ermöglichen.
Wie bereits erwähnt, ist keine dieser Alternativen so vielseitig und so anerkannt wie die B Corp-Zertifizierung. Dennoch können sie Eurem Unternehmen dabei helfen, Eure Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und so einen positiven Beitrag zur Umwelt und Gesellschaft beizutragen.
Wie geht es jetzt weiter?
Das waren jetzt ganz schön viele Informationen, oder? Fassen wir es noch einmal kurz zusammen:
Die B Corp-Zertifizierung bietet Euch und Eurem Unternehmen eine umfassende Möglichkeit, Euer Engagement für soziale Verantwortung und ökologische Nachhaltigkeit zu demonstrieren. Trotz der Kosten und der aufwändigen Anforderungen lohnt sich die Zertifizierung, da sie nicht nur das Unternehmensimage stärkt, sondern auch intern positive Veränderungen anstößt.
Die Wahl der richtigen Zertifizierung hängt jedoch letztlich von den individuellen Zielen und Ressourcen Eures Unternehmens ab. Insgesamt trägt die B Corp-Zertifizierung aber erheblich zur Förderung einer nachhaltigen und sozial gerechten Wirtschaft bei, was in der heutigen Geschäftswelt zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Ihr braucht noch Hilfe bei der Entscheidung für die richtige Zertifizierung? Kein Problem! Genau dafür sind wir da! Kontaktiert uns noch heute und wir finden gemeinsam eine Lösung für Euer Unternehmen.
Unsere Experten
Christina Sopp
Christina ist Senior Beraterin für Nachhaltigkeit und Expertin für Nachhaltigkeitsstrategien, Wesentlichkeitsanalysen, Nachhaltigkeitsberichte und Nachhaltigkeitszertifikate. In ihrer Freizeit liebt sie Ballett und Musicals oder sie schwingt den Kochlöffel – klassische Gerichte von ihrer Oma werden heute natürlich vegetarisch gekocht.
Matthias Hoffmann
Matthias ist geschäftsführender Gründer von Grubengold und unterstützt Konzerne, KMUs und Start-ups bei der nachhaltigen Transformation und Entwicklung von Innovationen. Davor war er 5 Jahre für Innovationen im Vertrieb des Innogy SE Konzerns verantwortlich. Das kreative Denken zwischen Mathe, Psychologie und Betriebswirtschaft begleitet ihn seit dem Studium. Der passionierte Koch und ausgebildete Cocktailmixer ist am liebsten stolzer Vater.