GHG Protocol (Treibhausgas-Protokoll) einfach erklärt
Das GHG Protocol, oder auf Deutsch Treibhausgas-Protokoll, ist der internationale Standard für die Erfassung, Berechnung und das Reporting von Treibhausgas-Emissionen. Es bildet die Grundlage für CO₂-Bilanzen, Klimaberichte und Net-Zero-Strategien – also für alles, was heute unter CO₂-Footprint oder Klimabilanz läuft.
–
Wenn Du also schon einmal von einem Company Carbon Footprint oder einem Product Carbon Footprint gehört hast, dann steckt das GHG-Protokoll meist im Hintergrund. Es sorgt dafür, dass CO₂-Bilanzen weltweit vergleichbar sind – egal ob sie aus Deutschland, den USA oder Japan stammen.
–
In diesem Artikel erfährst Du, was genau hinter dem GHG Protocol steckt, wie es aufgebaut ist, welche Rolle es in der Unternehmenspraxis spielt und wie Euer Unternehmen es nutzen kann, um Emissionen besser zu verstehen und gezielt zu reduzieren.
Kurz erklärt – Das GHG Protocol in 60 Sekunden
🌍 Was ist das GHG Protocol?
Es ist der weltweit führende Standard zur Messung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen (THG) durch Unternehmen und Organisationen. Es schafft einen einheitlichen Rahmen für die CO₂-Bilanzierung.
🏷️ Was sind die Scopes 1, 2 und 3?
Das GHG Protocol teilt Emissionen in drei Geltungsbereiche (Scopes) ein: Scope 1 (direkte Emissionen aus eigenen Quellen), Scope 2 (indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie) und Scope 3 (alle anderen indirekten Emissionen der Wertschöpfungskette).
🔗 Warum ist Scope 3 so wichtig?
Scope 3 umfasst alle indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette (z. B. eingekaufte Materialien, Transport, Produktnutzung). Diese machen oft den größten Teil des CO₂-Fußabdrucks aus und bieten die größten Reduktionspotenziale.
Was sind GHG-Emissionen?
GHG steht für Greenhouse Gas, also Treibhausgas. Der Begriff umfasst alle Gase, die zur globalen Erwärmung beitragen – darunter Kohlendioxid (CO₂), Methan (CH₄), Lachgas (N₂O) und verschiedene Fluorkohlenwasserstoffe (F-Gase). Diese Gase entstehen aus ganz unterschiedlichen Quellen: beim Autofahren, Heizen, in der Landwirtschaft, in der Industrie oder durch Abfälle.
–
Damit alle diese Emissionen miteinander verglichen werden können, nutzt das GHG-Protokoll den Begriff CO₂e, also CO₂-Äquivalente. Jedes Gas hat eine andere Klimawirkung. Methan zum Beispiel ist etwa 28-mal so klimaschädlich wie CO₂, Lachgas sogar rund 265-mal.
–
CO₂e macht diese Unterschiede sichtbar, indem es alle Gase auf eine gemeinsame Basis umrechnet. So kannst Du am Ende sehen, wie stark Euer Unternehmen tatsächlich zum Treibhauseffekt beiträgt – unabhängig davon, welche Gase im Spiel sind.
Warum sind GHG-Emissionen heute so wichtig?
Treibhausgas-Emissionen sind heute eine der zentralen Kennzahlen für Nachhaltigkeit. Sie zeigen, wie groß der ökologische Fußabdruck eines Unternehmens wirklich ist. Gleichzeitig sind sie ein entscheidender Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit: Kund:innen, Investor:innen und Mitarbeitende erwarten zunehmend, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen – und zwar messbar.
–
Auch rechtlich wird das Thema immer relevanter. Mit der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) und den ESRS-Standards wird die Offenlegung von GHG-Emissionen für immer mehr Unternehmen zur Pflicht. Das gilt nicht nur für große Konzerne, sondern schrittweise auch für mittelständische Unternehmen.
–
Doch es geht nicht nur um Compliance. Wer seine Emissionen kennt, kann sie aktiv senken – und so Kosten sparen, Risiken minimieren und Chancen nutzen. Denn Energieeffizienz, nachhaltige Lieferketten oder innovative Produkte sind längst kein „Nice-to-have“ mehr, sondern klare Wettbewerbsvorteile.
Das GHG-Protokoll als wichtigster Standard
Das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol) wurde in den 1990er Jahre vom World Resources Institute (WRI) und dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) entwickelt und 2001 veröffentlicht. Ihr Ziel war es, eine einheitliche und transparente Grundlage für die Erfassung von Emissionen zu schaffen – unabhängig von Branche, Land oder Unternehmensgröße.
–
Allerdings enthält die CBAM-Verordnung (Artikel 2 Absatz 3) eine sogenannte de-minimis-Regel vor: Waren mit einem Gesamtwert von weniger als 150 Euro pro Sendung fallen nicht unter die CBAM-Pflichten. Diese Regel erleichtert den Kleinstimport, ersetzt aber keine echte Freigrenze für Unternehmen, die regelmäßig größere Mengen importieren.
–
Das GHG-Protokoll ist heute der weltweit wichtigste Standard im CO₂-Reporting und wird von tausenden Unternehmen, NGOs und Regierungsorganisationen genutzt. Es bildet auch die Basis vieler anderer Initiativen, etwa der Science Based Targets (SBTi) oder der CDP-Berichterstattung.
–
Das Protokoll beruht auf fünf Prinzipien:
- Relevanz
- Vollständigkeit
- Konsistenz
- Transparenz
- Genauigkeit
Diese Prinzipien stellen sicher, dass die Ergebnisse nachvollziehbar und vergleichbar bleiben – egal, wer sie berechnet.
–
Das GHG-Protokoll besteht aus mehreren Teilen, die aufeinander aufbauen:
- Der Corporate Standard legt fest, wie Unternehmen ihre eigenen Emissionen erfassen – also die Basis für den Company Carbon Footprint.
- Der Scope 3 Standard beschreibt, wie indirekte Emissionen entlang der Wertschöpfungskette einbezogen werden.
- Das Project Protocol ist für Klimaschutzprojekte relevant, zum Beispiel wenn ein Unternehmen CO₂ kompensiert oder Einsparungen nachweisen möchte.
–
Welche Treibhausgase gelten laut GHG-Protokoll als relevant?
Laut GHG-Protokoll werden sieben Treibhausgase berücksichtigt, die auch im Kyoto-Protokoll definiert sind:
Kohlendioxid (CO₂), Methan (CH₄), Lachgas (N₂O), Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW), Perfluorkohlenstoffe (PFKW), Schwefelhexafluorid (SF₆) und Stickstofftrifluorid (NF₃).
–
Jedes dieser Gase hat ein unterschiedliches Global Warming Potential (GWP) – also eine unterschiedliche Klimawirkung. Um sie vergleichbar zu machen, werden sie in CO₂e umgerechnet.
–
Das bedeutet: Wenn in Eurem Bericht steht, dass Euer Unternehmen 1.000 Tonnen CO₂e verursacht, dann sind darin alle relevanten Treibhausgase enthalten – nur auf eine gemeinsame Basis gebracht.
–
Gerade Gase wie Methan und Lachgas sind schon in kleineren Mengen besonders problematisch, weil sie ein Vielfaches der Klimawirkung von CO₂ haben. Deswegen ist es wichtig, nicht nur auf die großen CO₂-Quellen zu schauen, sondern auch auf Prozesse, in denen solche Stoffe entstehen – zum Beispiel in der Landwirtschaft, in Kühlanlagen oder bei chemischen Prozessen.
Was ist der Unterschied zwischen CO₂, CO₂e und GHG-Emissionen?
Oft werden diese Begriffe durcheinander geworfen, aber sie beschreiben unterschiedliche Ebenen. CO₂ ist ein einzelnes Gas – das bekannteste, aber eben nicht das einzige Treibhausgas. GHG-Emissionen umfassen alle Treibhausgase. Und CO₂e ist die einheitliche Maßeinheit, mit der sie vergleichbar gemacht werden.
–
Wenn Du also eine CO₂-Bilanz für Euer Unternehmen erstellst, rechnest Du alle Emissionen – egal ob Methan, Lachgas oder F-Gase – in CO₂e um. Das Ergebnis ist dann Euer gesamter GHG-Ausstoß in Tonnen CO₂e.
Was bedeuten Scope 1, Scope 2 und Scope 3 Emissionen?
Um die Emissionen systematisch zu erfassen, teilt das GHG-Protokoll sie in drei sogenannte „Scopes“ ein. Diese Einteilung hilft dabei, zu verstehen, wo die Emissionen entstehen und wo Du ansetzen kannst, um sie zu reduzieren.
- Scope 1 umfasst alle direkten Emissionen, also solche, die im eigenen Unternehmen entstehen – etwa durch Heizungen, Fahrzeuge oder eigene Anlagen.
- Scope 2 bezieht sich auf indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie, vor allem Strom oder Wärme.
- Scope 3 schließlich deckt alle weiteren indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette ab – von der Herstellung der Rohstoffe bis zur Entsorgung der Produkte.
–
Gerade Scope 3 ist in der Praxis die größte Herausforderung. Er umfasst zum Beispiel Transport, Lieferant:innen, Geschäftsreisen, Nutzung und Recycling. Bei vielen Unternehmen macht dieser Bereich mehr als zwei Drittel der Gesamtemissionen aus.
Wie werden GHG-Emissionen in Unternehmen erfasst und berechnet?
Die Berechnung beginnt immer mit Daten – etwa zu Energieverbräuchen, Transportwegen, Einkaufsmengen oder Dienstreisen. Diese Daten werden dann mit sogenannten Emissionsfaktoren multipliziert, die angeben, wie viel CO₂e pro Einheit entsteht.
–
Ein einfaches Beispiel: Wenn Euer Unternehmen 10.000 kWh Strom verbraucht, wird dieser Wert mit dem entsprechenden Emissionsfaktor für Strom (z. B. aus dem Umweltbundesamt) multipliziert. Das Ergebnis ist der CO₂e-Ausstoß Eures Stromverbrauchs.
–
Je nach Branche kann die Erfassung komplex werden, vor allem bei Scope-3-Emissionen. Hier helfen Tools und Softwarelösungen, die auf dem GHG-Protokoll basieren – oder die Unterstützung durch erfahrene Nachhaltigkeitsberater:innen.
–
Grubengold begleitet Unternehmen dabei, alle relevanten Datenquellen zu identifizieren, Doppelzählungen zu vermeiden und die Ergebnisse transparent aufzubereiten.
Welche Rolle spielen GHG-Emissionen im Nachhaltigkeitsreporting?
GHG-Emissionen sind das Herzstück jeder Klimaberichterstattung. Sie sind in fast allen ESG-Frameworks (Environmental, Social, Governance) und Nachhaltigkeitsstandards ein zentrales Element – egal ob bei CSRD, ESRS, Science Based Targets oder im LkSG (Lieferkettengesetz).
–
Für Unternehmen bedeutet das: Wer seine Emissionen kennt, kann seine Klimaziele belegen, Fortschritte dokumentieren und sich gegenüber Stakeholdern glaubwürdig positionieren.
–
Ein klarer GHG-Bericht stärkt außerdem das Vertrauen bei Investor:innen, Banken und Kund:innen. Er zeigt, dass Klimaschutz kein loses Versprechen ist, sondern Teil der Unternehmensstrategie.
–
Wer sich intensiver mit der Umsetzung von Klimazielen beschäftigen will, findet hier eine gute Ergänzung: Science Based Targets einfach erklärt.
Herausforderungen bei der Erfassung von GHG-Emissionen
Treibhausgasbilanzen klingen oft einfacher, als sie in der Praxis sind. Besonders herausfordernd sind:
- die Datenbeschaffung, weil Informationen aus verschiedenen Abteilungen oder Lieferketten zusammengeführt werden müssen,
- die Abgrenzung, also zu entscheiden, welche Emissionen tatsächlich ins Reporting gehören,
- und die Konsistenz, um sicherzustellen, dass Methoden und Quellen über die Jahre vergleichbar bleiben.
- Auch Doppelerfassungen sind ein häufiges Problem – etwa wenn sowohl Lieferant:innen als auch Kund:innen dieselbe Emission melden. Hier hilft eine saubere Zuordnung entlang der Scopes.
–
Trotz dieser Hürden lohnt sich der Aufwand: Eine solide Datengrundlage ermöglicht gezielte Maßnahmen, bessere Investitionsentscheidungen und klare Fortschrittsmessung.
Wie können Unternehmen ihre GHG-Emissionen reduzieren?
Die Reduktion von Emissionen ist kein einmaliges Projekt, sondern ein Prozess. Der erste Schritt ist immer Transparenz – also zu wissen, wo und warum Emissionen entstehen. Danach geht es darum, systematisch an den größten Hebeln zu arbeiten.
–
Für Scope 1 und 2 bedeutet das meist: Energieeffizienz steigern, Prozesse elektrifizieren, auf Grünstrom umstellen oder eigene Erzeugung (z. B. Solarenergie) prüfen.
–
Bei Scope 3 wird es komplexer, aber auch spannender: nachhaltigere Beschaffung, kürzere Transportwege, klimafreundlichere Materialien, Lebenszyklusoptimierung oder Lieferant:innenschulungen können hier viel bewirken.
–
Wichtig ist, realistische und messbare Ziele zu setzen – etwa nach dem Vorbild der Science Based Targets. So entsteht ein klarer Fahrplan auf dem Weg zu Net Zero.
Wer Unterstützung sucht, findet bei Grubengold passende Angebote – von der CO₂-Reduktionsberatung über DIY-Pakete bis zu Fachseminaren.
Wie kann Grubengold bei der GHG-Bilanzierung unterstützen?
Wir begleiten Dich und Euer Unternehmen von der ersten Datenerfassung bis zum fertigen CO₂-Bericht. Dabei kombinieren wir praktische Tools, klare Methodik und viel Erfahrung aus der Praxis.
–
Unsere Leistungen im Überblick:
- Erstellung von Unternehmens- und Produktbilanzen (CO₂-Bilanzierung)
- Strategische Begleitung bei Reduktionsmaßnahmen (CO₂-Reduktion)
- DIY-Pakete, wenn Ihr selbst rechnen wollt, aber Guidance braucht
- Schulungen und Fachseminare für Teams
–
Ob Du also gerade erst startest oder bereits detailliert reportest – wir helfen Dir, Struktur in Eure Klimabilanz zu bringen und die Ergebnisse so aufzubereiten, dass sie intern wie extern überzeugen.
–
Denn echte Nachhaltigkeit entsteht nicht durch Schlagworte, sondern durch Zahlen, Transparenz und Fortschritt – Schritt für Schritt, Scope für Scope.
Unser Experte
David Hannes
David unterstützt Unternehmen u. a. bei den Themen CO₂-Bilanzen und nachhaltige Geschäftsmodell-Transformation. Mit seinem naturwissenschaftlichen Hintergrund als Medizinphysiker – inklusive eines Auslandssemesters am MIT – bringt er analytische Tiefe und systemisches Denken in die Entwicklung von Klimastrategien ein. Bei Grubengold berät er Unternehmen dabei, Emissionen entlang der Wertschöpfungskette zu bilanzieren, zu verstehen und wirkungsvoll zu reduzieren.
